Rückenschule in den 5. Klassen

Gegen die „Neandertalerhaltung“

Fünftklässler und deren Eltern erhalten am PWG eine Rückenschulung.

„Eine krumme, nach vorn gebeugte Haltung beim Sitzen oder Stehen lässt uns wie einen Neandertaler erscheinen, sieht unmotiviert und lustlos aus“, (der Ausdruck "den Kopf hängen lassen" ist hier sehr sinnig) und „mindert pro Atemzug unsere Atemluft um ca. 1 Glas; das sind 2 – 3 l Luft pro Minute, auf die man verzichtet!“ So lautet die Botschaft von Frau Christina Anders, die sie den Eltern der Fünftklässler auf dem PWG-Elternabend mitgibt und am nächsten Morgen den Schülerinnen und Schülern  übermittelt. Frau Anders ist Physiotherapeutin und Rückenschullehrerin  und kommt seit langer Zeit ans PWG und lehrt die Kinder und ihre Eltern richtiges Sitzen, Stehen, Heben und sonst Wichtiges zum Thema Wirbelsäule. Überhaupt ist Frau Anders dem PWG sehr verbunden, hat sie doch vor 30 Jahren hier Abitur gemacht und ist im Verein der Eltern und Freunde des PWG seit langem aktiv tätig.

Wie sitzt, steht und hebt man nun richtig?

Die Kinder müssen sich auf die Stuhlkante setzten und die Füße etwa beckenbreit nebeneinander auf den Boden stellen. Der Stuhl sollte hoch genug sein, dass die Oberschenkel gerade oder etwas nach unten gerichtet sind – auf keinen Fall nach oben! Dann wird das Becken leicht nach vorne gekippt und schon sitzt man auf den Sitzbeinen, die laut ihrem Namen ja auch zum Sitzen da sind. Automatisch richtet sich der Oberkörper auf und die Schultern sind etwas nach hinten gerichtet, so wie es auch sein soll. Hebt man jetzt die Schultern nach oben und lässt sie abrupt nach unten fallen, so spürt man seine Sitzbeine und weiß, dass man richtig sitzt.

Allerdings: Wer eine solche aufrechte Haltung nicht gewöhnt ist, sondern immer mit nach hinten gebeugtem Becken und nach vorn gebeugtem Oberkörper sitzt, bekommt in den ersten Tagen und Wochen von der richtigen Haltung Rückenschmerzen, da jetzt einige Rückenmuskeln trainiert werden, die durch die gebeugte Haltung verkümmert sind.  „Da muss man durch, da hilft nichts –  wird es besser“, erfahren die Kinder von Frau Anders.  Es lohnt sich aber, diese Mühe auf sich zu nehmen, denn auch wenn man bei schlechter Haltung lange Zeit keine Folgen spürt – irgendwann rächt sich der Körper mit hartnäckigen Rückenschmerzen oder sogar einem Bandscheibenvorfall. Dann muss alles nachgeholt werden -   mühsamer Muskelaufbau durch tägliche Krankengymnastik/Physiotherapie.

Das richtige Stehen ist ganz ähnlich wie das richtige Sitzen: Knie etwas anbeugen, Becken leicht nach vorne kippen, Oberkörper aufrichten; die Schultern sind dann etwas nach hinten gerichtet.

Beim richtigen Heben sollte man unbedingt in die Knie gehen, denn während beim Heben eines Sprudelkastens mit Beinarbeit ca. 150 kg auf einer unteren Bandscheiben lastet, sind es  bei vornüber gebeugtem Rücken ca. 450 kg , also das Dreifache, und das auf einer schief bzw. einseitig belasteten Bandscheibe! Bei fortwährend falschem Heben sind  Schäden der Wirbelsäule also vorprogrammiert. Beim Tragen sollte man die Lasten möglichst nahe am Körper haben.

Frau Anders beantwortet nebenbei geduldig die vielen Fragen und Anmerkungen der Fünftklässler, z. B. „Geht der Bandscheibenvorfall bei der Mama wieder weg? Ist das erblich?“ „Ist mein Sport gut oder schlecht?“ Fast alle kennen jemanden, der mit dem Rücken zu tun hat.

Es gibt noch viele weitere nützliche Informationen, z. B. zur Benutzung von Keilkissen, Sitzhockern oder Pezziball;  zum Anschrägen der Schreibtischplatte,  zum Verringern des Ranzengewichtes, zum Tragen des Ranzens und vieles mehr. Das macht den Unterricht von Frau Anders interessant – und außerdem ist es lustig, ihr zuzuhören, so die einhellige Meinung der Fünftklässler.

Eingebunden ist die Rückenschulung am PWG sowohl in den Nawi-Unterricht mit den dazugehörigen Grundlagen über das Skelett, die Bänder und die Muskeln als auch in den Sportunterricht, wo jeweils zu Beginn der Stunde Übungen zur Kräftigung der Bauch-, der Rücken- und der Beinmuskulatur durchgeführt werden.

Damit rückengerechtes Verhalten zum nachhaltigen Prinzip wird,  werden auch die Eltern gebeten, mitzumachen und ihre Kinder bei falscher Haltung zu korrigieren und sie zu motivieren, auch in Zukunft auf eine aufrechte Haltung zu achten.

Durch die freundliche Unterstützung des Vereins der Eltern und Freunde des PWG konnte Frau Anders ein Geldpräsent für ihren Einsatz übergeben werden - die Kinder, Eltern und beteiligten Lehrer danken dem VEF herzlich!

C. Capitain