Ein HOMO-VIATOR für das "PWG"

Im Rahmen des 4. Elternseminars am Peter Wust-Gymnasium referierte Prof. Dr. Dr. W. Schüßler, Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie an der Kath. Fakultät der Universität Trier, über Leben und Werk des Namensgebers der Schule.

Peter Wust, von 1910-1930 im Höheren Schuldienst, machte sich schon ab 1914 als Verfasser existenzphilosophischer Schriften einen Namen, was dann zu seiner Berufung nach Münster führte, wo er bis zu seinem Tod 1940 den Lehrstuhl für Philosophie inne hatte. Zu Beginn seiner Ausführungen betonte Prof. Schüßler, dass Peter Wust ein "christlicher Sokrates" sei, der seine Lehre immer auch leben und durchleben wollte und musste, der auf seine Studenten als Überzeugter überzeugend in schwieriger Zeit wirkte und seine Existenz auch im persönlichen Leiden und frühen Sterben glaubhaft leben konnte.

In Wusts Verständnis habe Philosophie immer mit Wissenschaft und Weisheit zu tun, und als "Erkenner und Bekenner" müsse man "immer erst Mensch werden, um Philosoph zu werden". Sein bekanntestes, 1937 erschienenes Buch "Ungewissheit und Wagnis" stelle diesen Gedanken in den Mittelpunkt. Die zentrale Frage "Was ist der Mensch?" beantwortete Peter Wust mit dem Hinweis auf die Dialektik von Ungeborgenheit und Geborgenheit. Die "insecuritas humana", die Ungesichertheit menschlichen Lebens, führe den Menschen erst zu jener Art Gewissheit, die den Menschen über sich selbst emporhebe. Der Mensch, sowohl "Geist" als auch "Kreatur", fühle sich heimatlos, nirgends wirklich zu Hause, denn auch der Ausgeglichenste fühle sich von der objektiven Ungesichertheit und der subjektiven Ungewissheit überschattet.

Als metaphysisches Sucherwesen lebe er immer auf der Grenze zwischen Wissen und Ungewissheit. Aber eben diese Ungesichertheit der Existenz ließe für Peter Wust erst den Spielraum zu, das "Wagnis der Entscheidung" treffen und durchhalten zu können. Freiheit sei für Peter Wust das Aushalten der Erkenntnis, in keinem Bereich, weder dem der vitalen, noch der geistigen noch der übernatürlichen Existenz wirklich zu einer letzten gesicherten Erkenntnis kommen zu können.

Als christlicher Philosoph könne Peter Wust bezeichnet werden, da für ihn Weisheit auch immer Glaubensweisheit sei, denn in der Konsequenz seiner Gedanken gehöre für ihn der Zweifel zum Glauben, so dass er "Geborgenheit in der Ungeborgenheit" erfahre und die Tragik des Lebens letztendlich bei Wust nie absolut und absurd sei. Denn auch in schwierigsten persönlichen und politischen Lagen lag für Peter Wust der Schlüssel für alle Weisheit im Gebet. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, habe sich Wust als "homo viator", als Mensch auf dem Weg, selbst erfahren und so sei seine Philosophie nicht nur Wissenschaft, die auf Vernunftgewissheiten aufbaue, sondern auch auf Weisheit bezogene Erkenntnisbemühung, die Raum für die Selbstentscheidung des Menschen gäbe.

Prof. Schüßler beendete seine Ausführungen mit einem Zitat aus Wusts letztem Werk: "Die Antwort auf die Frage 'Welche Welt wollen wir?' müsse der Mensch geben, der nie zu Hause ist, aber immer auf dem Weg nach Hause." In der darauf folgenden angeregten Diskussion wurde von der Elternseite die Wichtigkeit betont, die Gedanken Peter Wusts auch innerhalb der schulischen Gemeinschaft zu pflegen und weiter zu bewahren.

Jürgen Grünewald