Abiturjahrgang 2002

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Bericht Entlassfeier

"Trabitour" ins Leben und Blumen für die Schulleitung

Wie jedes Jahr begrüßte Herr StD Walter Spanier die Anwesenden der offiziellen Entlassfeier in der Wittlicher Synagoge und wünschte dann den "davonlaufenden" Abiturienten Freiheit, Frieden, Zufriedenheit und auf Leistung basierenden Erfolg für ihr weiteres Leben - alles Werte, die die vor der Deutschen Botschaft in Prag stehende Bronzeplastik "Der davonlaufende Trabi" symbolisiere.

Ein schön buntes und zudem noch fahrtüchtiges Exemplar der allmählich aussterbenden Gattung "Trabi" hatte sowohl beim Abischerz auf dem Schulhof des PWG als auch bei der Abiturfeier der Abiturienten in Dreis einiges Aufsehen erregt.

Bevor das damit angeschlagene "Trabi-Thema" gedanklich weiter ausgeführt werden konnte, ergriffen verschiedene Gratulanten das Wort.

Als Schulelternsprecherin rezitierte Frau Ursula Bastgen das Gedicht "Der synthetische Mensch" von Erich Kästner, um deutlich zu machen, wie wichtig und wertvoll die Zeit des Heranwachsens sowohl für die Jugendlichen selbst als auch für die Eltern (gewesen) sei.

Herr Jürgen Bungert, Vorsitzender des Vereins der Eltern und Freunde des PWG, wandte sich mit Entschiedenheit gegen etwaige Bestrebungen, die "späteren Anforderungen des Arbeitslebens an die Jugendlichen zur Grundlage von Lehrplänen zu machen, Schüler dauernd zu testen und durchzuchecken, jedem Kind einen Bildungspass samt eigenem Bildungs- und Förderplan auszuhändigen" - schließlich sei die Schule "kein Trainingslager" (lt. FAZ-Kommentar) - und empfahl dann den Schulabgängern, Studium oder Beruf nach individueller Begabung und Neigung zu wählen und auch schwierigen Herausforderungen mit Optimismus zu begegnen.

In der eigentlichen Festansprache griff Frau OStD` Dr. A.-K. Reither das anfangs bereits angeklungene Abimotto "Trabitour - ab in die Freiheit" wieder auf. Anders als die Menschen in der DDR, für die "Freiheit" mit elementaren Werten wie Meinungs- und Redefreiheit sowie der Freiheit des Reisens (per Trabi?) verknüpft war, hätten die Abiturienten bei der Wahl ihres Mottos wohl eher an Befreiung von schulischem Zeitdruck gedacht. Doch was während der erstmals verkürzten Oberstufe Mangelware gewesen sei, werde den meisten Schulabgängern nach bestandenem Abitur wiederum geschenkt - nämlich Zeit genug, die "Fahrt in die Freiheit gründlich vorzubereiten". Die jungen Menschen müssten nun ihre neu erworbene Freiheit mit ganz persönlichen Zielen ausstatten, um das eigene Leben in all seinen Facetten sinnvoll zu gestalten. Dies sei eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, die nach "Freiheitstaten" verlange.

Dass diese Fahrt ins Leben keine leichte Aufgabe ist, weiß jeder, der einmal einen Trabi erfolgreich ans Ziel zu steuern versucht hat. Und so gab Frau Dr.Reither den Schulabgängern ihre Einschätzung der Risiken und Chancen einer solchen Fahrt mit auf den Weg: "Ihr Trabi wird Sie auf dieser Tour zu Bedachtsamkeit zwingen - unfrisiert ist er ja nicht so flott - und Ihnen einigermaßen Geschick und Kraft beim Lenken abverlangen - Servolenkung hat er ja nicht. Auch was die Knautschzone betrifft, lässt er zu wünschen übrig. Vorsicht und Umsicht sind also geboten bei Annäherung anderer Fahrzeuge, bei Überholmanövern, beim Fahrbahnwechsel und beim Abbiegen! Seine Bremsen jedoch funktionieren, so bestätigen mir die, die die Freude hatten (zuletzt beim Abischerz am Freitag zuvor!), mit ihm zu fahren. Und das beruhigt mich, heißt das doch, dass Sie vermutlich die Kontrolle über Ihren so wertvollen Trabi nicht verlieren werden."

In diesem Sinne wünschte sie allen Abiturienten alles Gute für ihre weitere Lebensgestaltung. In Anschluss an diese Ansprache konnten die 70 Abiturienten des Abiturjahrgangs 2002 ihre langersehnten Abiturzeugnisse in Empfang nehmen. Die besten Schüler erhielten zusätzlich Buchpreise der Stadt Wittlich (Sabine Schmitz, Christina Baumgartl, Anke Ehses, Thorsten Kleinjohann, Karin Lörsch) und der Schule (wiederum Sabine Schmitz für das mit "1,5" beste Abitur des Jahrgangs). Für ihre besonderen Verdienste um die Schulgemeinschaft wurden Anke Kochler mit dem kleinen Peter-Wust-Preis der gleichnamigen Gesellschaft und Carina Zorn mit dem Preis der Ministerin Frau Doris Ahnen ausgezeichnet. Und die folgenden fünf Abiturienten haben sich mit ihren hervorragenden Leitungen im Abiturfach Physik für die einjährige kostenlose Mitgliedschaft in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft qualifiziert: Michaela Weinandy (zudem Gewinnerin eines Buchpreises), Jonas Wagner, Carina Zorn, Anke Ehses und Christina Baumgartl.

Allen Abiturienten sei an dieser Stelle herzlich gratuliert, insbesondere auch den vier Schülern, deren Abiturzeugnis - trotz verkürzter Zeit in der Oberstufe! - eine "1" vor dem Komma aufweist!

Musikalisch umrahmt wurde die offizielle Feier dieses Jahr ausschließlich von den Abiturienten selbst, von Alexander Heinz und Timo Schmitt am Euphonium und Carmen Meyer am Klavier. Zu hören waren eine Fuge von Michel Pignolet de Montéclair sowie das Cantabile von Brian E. Lynn und zum Schluss Gabriel Faurés "Après un Rêve".

Ebenso eigenständig und souverän war zuvor die kurze Dankesrede der Abiturientin Karin Lörsch. Sie hatte an die vielen schönen Gemeinschaftserlebnisse am PWG, u.a. an die Fahrten nach Vallendar und Achenkirch, erinnert und dann die ambivalente Situation der Abiturienten aufgezeigt, einerseits als Schulälteste mit Stolz die Schule abgeschlossen zu haben, andererseits aber als Auszubildende oder Erstsemester wieder "ganz klein anfangen" zu müssen. Während sich die Schulabgänger mit üppigen Blumensträußen bei der gesamten Schulleitung "für die wunderschöne Schulzeit" bedankten, war aus den Worten der Schülersprecherin Alexa Hagedorn (MSS 12) schon ein wenig Neid auf die, die "es geschafft" haben, herauszuhören. Zu gerne hätte auch sie bereits jetzt die "13. Sprosse des Sprungbrettes" erklommen und dürfte den Sprung in die ersehnte absolute Freiheit wagen! Wie kalt oder warm das Wasser aber tatsächlich ist, und ob nicht doch wider Erwarten der eine oder andere wohlmeinende Ratgeber am Beckenrand wartet - das alles wird letztendlich wohl jeder selbst testen müssen, ob schon jetzt oder aber erst im kommenden Jahr ...

Wittlich, den 18.03.2002

S. Weber-Holl