Musical-Wochenende am PWG

Zurück in den September 2000: neugierig, mit klopfendem Herzen schauen Schüler des PWG in den Musiksaal. Die meisten kennen sich nur vom flüchtigen Sehen in den Pausen. Aber ein gemeinsames Interesse führt sie in ihrer Freizeit in die Schule: Spaß an Musik und Theater.

Das erste Treffen der Musical AG unter Leitung von Klaus-Peter Feld steht auf dem Programm. Es folgen 9 Monate intensiver Arbeit: Chor- und Bandproben ganze Wochenenden, Treffen mal mit mal ohne Solisten, Bühnenbau, Choreographie. Für die Regie kehrt sogar der pensionierte Helmut Dhein an die Schule zurück, Eltern, wie Edeltrud Bastgen, Claudia Graf, Gabi Krebs und Elfi Meurer übernehmen Requisite und Bühnenbau.

Nach 9 Monaten war es am vergangenen Wochenende soweit: An zwei Tagen hob sich der Vorhang zum Musical "Ich bin die rote Tinte", Textvorlage von R. Bühs, Musik von S. Protzer. 50 Akteure, Requisite nicht mitgerechnet, erzählen die Geschichte zweier Schüler, gespielt von Lena Posnien und Aliena Rieß, bzw. Nele Bastgen und Aliosha Subasinghe.

Sie werden vom Mathematiklehrer losgeschickt um Schwamm und Kreide zu besorgen. Auf dem Weg durch die dunklen Gänge begegnen sie den Geistern der Schule, der "Roten Tinte" (Katharina Thanisch), dem "Roten Buch der Zahlen" (Ellen Lukas), Schulzeugnis (Marco Schlesiger) und dem "Drannehmerlein" (Patrick Lohberg). Durch die Kraft der Musik lernen sie ihre Angst zu überwinden und ihren eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Singend erkennen sie: "Wer das Licht hat und Gesang ... dem ist nicht bang, der daran denkt, dass er lenkt."

Überraschende Erfahrungen für Schüler und Eltern: jenseits von Schulalltag den anderen einmal außerhalb seiner täglichen Rolle zu erleben. Mathematiklehrer Heinz-Arnold Schneider, der tatsächlich singt. Lateinlehrer Elmar Köcher, der umständlich versucht, den Weg zu erklären, und von seiner Fachkollegin Susanne Hoflender-Lentes auf den Punkt gebracht wird. Sportlehrer Patrick Lohberg, der die Schüler als "Drannehmerlein" in Angst und Schrecken versetzt. Lateinlehrer Frank Marker meistert mit Unterstützung von Heinz Zorn Tontechnik und Beleuchtung. Schülerinnen und Schüler, die mit Begeisterung, Schwung und Musikalität als murrende Klasse, tanzende Putzkolonne, als Solisten, als Chor oder Band etwas beweisen: Spätestens bei der Zugabe ist auch den über 500 begeisterten Zuhörern klar, dass es mit dem Projekt gelungen ist "eine wirkliche Gemeinschaft entstehen zu lassen". Dies war das wichtigste Anliegen von Klaus-Peter Feld: "Es sollte ein 'Wir-Gefühl' entstehen, das auch über das Musical hinaus in den Schulalltag wirkt. Die Schüler konnten lernen, was Theater, Musical bedeutet, in einer Form, die im normalen Unterricht so nicht möglich ist."

Schüler und Eltern machten nicht nur Erfahrungen in Punkto Musik. Ein Elternseminar Schulangst, Collagen zum Thema im Fach Kunst mit Elisabeth Christoph und eine Umfrage unter den Schülern begleiteten das Projekt während des Schulhalbjahres.

Mitarbeiterinnen des Kinder- und Jugendtelefons (KJT) e.V. informierten am Aufführungswochenende über weitergehende Hilfen und die kostenlose, anonyme, telefonische Beratung für Kinder- und Jugendliche.

Fazit: alles in allem eine gelungene Methode modernen Unterrichts. Auf die Frage, ob er denn schon eine Idee für ein neues Projekt habe und wie man sich einbringen könne, schmunzelt Klaus-Peter Feld: "Wir sind eine Schule im 'ökologischen Netz'. Wie wäre es mit dem Thema 'Schutz des Regenwaldes'?" Und für das eigene Einbringen hatte er auch einen Tipp: "Spenden Sie kräftig, damit das Stück 'Yanomamo' schnell realisiert werden kann". Wer ließe sich nach soviel Engagement nicht gerne bitten.

M. Schneider

Fotos: W. Heinisch und Foto-AG