„Faszination Insekten“

Die Klasse 6c setzte sich im Rahmen des Kunstunterrichts (Schuljahr 2020/21) intensiv mit der artenreichsten Tierklasse unserer Erde, den Insekten, auseinander. Die kommentarlose Präsentation einiger Nahaufnahmen von verschiedenen Insekten erzeugte spontane Reaktionen, die einen weiten Bogen spannten: Dem einen entfuhr ein angeekeltes „Igitt“, der nächste zeigte sich fasziniert. Mit Hilfe eines Akrostichons sammelten die Schüler*innen Assoziationen, die ihnen beim Gedanken an Insekten kamen. Schnell wurde deutlich, dass es sich bei der Klasse der Insekten nicht bloß um lästige Plagegeister handelt, sondern vor allem um wichtige Mitglieder des ökologischen Systems unserer Erde. In der Konsequenz stellte die Klasse differenzierte Überlegungen zur Bedeutung der Insekten für das Ökosystem „Erde“ an und beleuchtete vor diesem Hintergrund auch die Problematik des Insektensterbens, das in jüngster Zeit zum Gegenstand einer breit angelegten Diskussion um Ursachen und Gegenmaßnahmen geworden ist. Nachdem die Schüler*innen sich den biologischen Stellenwert der Insekten bewusstgemacht hatten, wurden sie sich schnell einig, dass es lohnenswert sei, die kleinen Wesen einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Über die Fokussierung auf das optische Erscheinungsbild sollte die Aufmerksamkeit der Betrachter auf die Insekten und deren Bedeutung gelenkt werden.

In einem ersten Schritt näherten sich die Schüler*innen dem Naturstudium über das Zeichnen eines selbst gewählten Insekts an. Zur Vorbereitung beschäftigte sich die Klasse mit Naturstudien von Maria Sybilla Merian (1647–1717) und Arbeiten des wissenschaftlichen Zeichners Armin Coray (Naturhistorisches Museum, Basel). Im direkten Vergleich stellten sie fest, dass Merian nicht nur das Insekt selbst, sondern auch dessen Lebensraum und Nahrung sowie Metamorphose in einer detailreichen Darstellung vereinte. Bei der Betrachtung von Corays Schwarzweißgrafiken, die unter Zuhilfenahme des Mikroskops und Durchführung von Präparationen entstehen, wurde den Schüler*innen deutlich, dass es Coray an einer differenzierten und allgemeingültigen Darstellung des jeweiligen Insekts gelegen ist. In Anlehnung an diese Vorbilder wagten sich die Schüler*innen an vorbereitende Skizzen und die Ausführung von Reinzeichnungen mit Feder und Tusche. Bei der Arbeit erkannten die Schüler*innen, wie viele Details erst wahrgenommen werden, wenn man sich intensiv mit einem zeichnerischen Gegenstand auseinandersetzt und lernten den für Insekten typischen Körperaufbau (Dreigliedrigkeit, Tentakel, sechs Beine, zwei Flügelpaare) kennen. Entstanden sind differenzierte Schwarzweiß-Zeichnungen, die durch Steckbriefe ergänzt wurden.

Nach diesen detailgenauen Zeichnungen arbeitete die Klasse mit größerer künstlerischer Freiheit: Die Schüler*innen experimentierten unter Berücksichtigung des typischen Körperbaus von Insekten mit der druckgrafischen Technik der Monotypie, um fantasievolle Insektenwesen zu erschaffen. Dabei testeten sie die verschiedenen Möglichkeiten, monotypisch zu arbeiten, intensiv aus.

Die Monotypien waren Vorübungen für die dreidimensionale Erarbeitung von Fantasieinsekten. In einer für die Schüler*innen neuen und aufwändigen Arbeitsweise setzten sie in Partnerarbeit den Guss von Gipsreliefs um. Als Material für die Gussform nutzten die Schüler*innen eine Tonplatte, in die nach vorab angestellten Überlegungen Gegenstände wie Hölzer, Münzen, Wäscheklammern, Nägel etc. hineingedrückt wurden. Wiederum sollte der typische Körperbau von Insekten Berücksichtigung finden. Die fertig gestellte Gussform erhielt einen Rahmen aus Tonstreifen und wurde mit flüssigem Gips ausgegossen. Die besondere Herausforderung bestand darin, beim Anrühren des Gipsbreis den richtigen Moment zum Gießen abzupassen. Diese Schwierigkeiten meisterten die Schüler*innen mit Bravour und unterstützten sich gegenseitig in ganz vorbildlicher Weise, sodass am Ende von zwei Doppelstunden jede(r) Schüler*in ein gelungenes Gipsrelief vorweisen konnte. Auf Wunsch der Klasse wurden die Reliefs mit Wasserfarben nach individuellen Vorlieben bemalt.

D. Bores