Offizielle Verabschiedung von Dr. Ann-Kathrin Reither

Mit Charme, Esprit und Rückgrat: 16 Jahre leitete Dr. Ann-Kathrin Reither das Peter-Wust-Gymnasium. Zum Abschied bescherte man ihr ein großes Fest.

Als Dr. Reither zu Beginn des Schuljahres von ihren Stellvertretern gefragt wurde, wie sie sich denn ihre Abschiedsfeier wünsche, hatte sie geantwortet: Ganz schlicht. «Heute stelle ich fest, dass man sich über den Inhalt dieses Wortes hätte verständigen müssen.»

Sie sprach am Ende einer langen Reihe von Rednerinnen und Rednern, die sowohl ihre Arbeit als auch ihre Persönlichkeit auf vielfältige Weise würdigten. «Nicht linguistische Glasperlenspiele, sondern klare Worte haben ihren Schulalltag bestimmt», lobte Hildegard Stover, Leitende Regierungsstudiendirektorin von der ADD. Ganzheitlich und behutsam sei ihre Arbeit mit Schülern und Kollegium angelegt gewesen. Mit Charme, Esprit und Rückgrat habe Reither alle Aufgaben angepackt und bewältigt. Besonderes Vergnügen habe ihr persönlich stets der Anblick bereitet, zu Konferenzen Dr. Reither anreisen zu sehen: flankiert von den beiden hochgewachsenen Chefs des Wittlicher Cusanus- und des Bernkastelers Nikolaus-von-Cues-Gymnasiums. Paul Lütticken und Dr. Karl-Heinz Musseleck haben selbst, bevor sie die Leitung anderer Schulen übernahmen, die nun in den Ruhestand Verabschiedete als Chefin erlebt. «Ohne Pisa, Statistiken und Budgets wirst du dich leichter und öfter zu höheren Regionen schwingen können», meinte denn auch Dr. Musseleck.

Ob er damit die Musik gemeint hat, die der Geigerin Dr. Reither bekanntermaßen von unschätzbarem Wert ist? Bereits am Vorabend hatten Schüler und Kollegen, darunter ehemalige ebenso wie aktuelle, ein hochkarätiges Konzert in der Synagoge dargeboten. Auch zur offiziellen Verabschiedung durfte die Musik nicht fehlen: Alice Lenz-Hademer dirigierte das Kammerorchester. An der Trompete brillierte Thomas Hammes, an der Viola Franz Brixius, Antonius Dewes am Klavier. Die junge Mezzosopranistin Claudia Glesius begeisterte mit dem Brahms-Lied «Gestillte Sehnsucht».

In den 16 Jahren mit Ann-Kathrin Reither, der promovierten Theologin und Germanistin, an der Spitze legten 1 270 SchülerInnen ihre Abiturprüfung ab. Schülersprecherin Alexa Hagedorn verglich die Arbeit ihrer Direktorin mit der eines Zirkusdirektors. «Mit der zusätzlichen Schwierigkeit, dass Ihre Jonglierbälle widersprechen konnten.» Norbert Posnien ergriff das Wort für das Kollegium. Er zog Vergleiche aus dem Fußball heran: «Immer mal mussten Sie ein Foul pfeifen, ab und zu ein Auge zudrücken, aber wenn nötig, auch die gelbe oder rote Karte zeigen.» Voll des Lobes waren auch Landrätin Beate Läsch-Weber, die Reithers immer faire und kompromissbereite Art und Weise betonte, Bürgermeister Ralf Bußmer, der ihre Tätigkeit als Berufung erlebte, Jürgen Bungert, Vorsitzender des Vereines der Eltern und Freunde - «Sie haben das Wir-Gefühl an der Schule gefördert» und Uschi Bastgen, die auf das Bild des Weingutbesitzers zurückgriff. Dr. Reither habe wie dieser die Pflänzchen mit liebevoller Strenge gepflegt. Manch ein Winzer sei schon überrascht gewesen, was aus einem vermeintlich gewöhnlichen Tropfen noch feines werden kann.

Der Wunsch der scheidenden Schulleiterin, statt ihr selbst große Geschenke zu machen, doch lieber für ein Behindertenprojekt am See Genezareth zu sammeln, ist erfüllt worden. Trotz großer Pläne für die Zukunft verlässt sie mit ein wenig Wehmut ihren verantwortungsvollen Job. «Ich werde die jungen Menschen, unsere Schülerinnen und Schüler, vermissen.» Sie zitierte eine alte jüdische Weisheit: «Sich erinnern ist Erlösung.»

Für «ihre» Schule erhofft sie sich auch in der Zukunft Menschen, die weiter nach dem Motto arbeiten: Wozu verpflichtet uns das Gute, das uns geschenkt wurde, und wie können wir es weitergeben?

Fotos: HA. Schneider und Foto-AG

Und zum Abschluss ein Sommerfest

Etwas wehmütig hatte Frau Dr. Reither am Freitag bei der offiziellen Verabschiedung in der Synagoge zugegeben, dass ihr künftig der Kontakt mit den jungen Leuten fehlen werde. Und die Schüler ihrerseits hatten keine Mühen gescheut, sich am folgenden Dienstag mit einem bunten Sommer- und Spielefest bei ihr gebührend zu verabschieden.

Ob auf dem Schulhof, im Gebäude oder natürlich in der Turnhalle, überall herrschte ein buntes Treiben. Und spannend wurde es immer dann, wenn Frau Dr. Reither mit ihrem Team (Frau Klöppel-Scherl, Herrn Heinisch, Herrn Holl) nahte und ihre Geschicklichkeit und ihr Können unter Beweis stellen musste, um dann die Gratulationen der einzelnen Lerngruppen entgegenzunehmen. In rascher Folge ging es von Klasse zu Klasse (detaillierter Überblick s.u.), von Aufführung zu Aufführung, von der Big Band zu Tanzdarbietungen bis hin zur Mittags-Serenade. Für Stärkung sorgten zwischendurch Baguette- und Waffelstände, der Tea-room, die Cocktail-Bar und der Stand mit Milchshakes, den absoluten "Spitzenreit(h)ern" mit Tradition am PWG seit 1986

Manch einem Kollegen dürfte es bei dem reichhaltigen kulinarischen Angebot etwas schwergefallen sein sich zurückzuhalten, denn schließlich hatte es sich Frau Dr. Reither nicht nehmen lassen,. mittags zu einem 10 Meter langen und ausgesprochen köstlichen Buffett zu laden. Nach Sitte des Hauses bedankte sich der Kollegenchor bei ihr, "die sechzehn Jahr uns`re Chefin war, und brachte - was hier so üblich - den Jägerchor ihr dar. (...) Wir wünschen Frau Reither Gesundheit und Freude, und hoffen, dass manchmal die Schule ihr fehlt. Das Rad dreht sich weiter, d`rum bitten wir heute: dass sie auch in Zukunft sich zum Jägerchor gesellt!" Passend zu dieser Strophe wurde ihr von Herrn Scherl die Ehrenmitgliedschaft "Jägerchorsängerin h.c. auf Lebenszeit" angetragen, begleitet von einem schallenden dreifachen "Horrido" und natürlich "Waidmannsheil!"

Herr Posnien als Vertreter des Personalrats überreichte dann mit einem selbstverfassten Limerick ein Album mit Fotos der einzelnen Fachschaften, Herr Wissen sprach ein paar Worte für die Fachschaft Religion, Herr Dr.Preisler für die Fachschaft Deutsch. Frau Dr. Reither sei in den letzten Jahren wie ein "neutraler Engel" (Thema ihrer Promotion zu "Parzival") in der Fachschaft gewesen, gegen eine Neuerung habe sie sich allerdings mit Entschiedenheit gewendet, nämlich gegen die neue Rechtschreibung, und zwar mit den Worten:"Nein, da mache ich nicht mit!". Das überreichte Geschenk, Jürgen Lodemanns kürzlich erst erschienener Roman "Siegfried und Krimhild", solle aber gerade dazu beitragen, alt und neu zu versöhnen.

Spürbar beeindruckt von den ihr erwiesenen Ehren bedankte sich Frau Dr. Reither herzlich für die Gestaltung des ganzen Tages und die liebevollen Geschenke. Nicht nur die Schüler werde sie in ihrem Ruhestand vermissen, so ergänzte sie ihre Aussage vom Freitag (s.o.), auch und ganz besonders das Kollegium, in dessen Kreis sie viel Lebenserfahrung habe sammeln können. Immer habe sie sich bemüht, großzügig und menschenfreundlich mit uns umzugehen und menschlich Anteil zu nehmen. Wir denken, das ist ihr gelungen, und dafür danken wir ihr! Und für den neuen Lebensabschnitt wünschen wir natürlich alles Gute!

Hier ein Überblick über die Aktivitäten der einzelnen Lerngruppen:

5a: Spiele; 5b: Hau die Erbse; 5c: Labyrinthe; 5d: Wurfbude; 6a: Twister; 6b: Inline-Skates; 6c: Parcours der Sinne; 7a: Quizspiele; 7b: Olympiade; 7c: Highland-Games; 8a: Römisches Essen und Trinken; 8b: Karaoke; 8c: Milchshakes; 8d: Geschicklichkeitsspiele; 9a: Schatzsuche; 9b/c: Schwammwurf; 10a/Theater-AG: Anfertigen von Kostümen und Kulissen; 10b: Quiz-Spiel; 10c: Waffelstand.

Während sich die MSS 11 dem Grillen und Kochen, dem Mixen von Cocktails und dem Führen eines Tea-rooms und somit den leiblichen Genüssen verschrieben hatte, ermunterten die Kurse der MSS 12 eher zu sportlicher und geistiger Aktivität; hier standen mittelalterliche Spiele, Dartscheibe, Schätzspiele, Bobbycar-Rennen und Chemie zum Staunen auf dem Programm.

Wittlich, den 2. Juli 2002

S. Weber-Holl