Bericht zur Verdun-Fahrt der MSS13
Am Donnerstag, den 12.09.2024, besuchte die MSS 13 des Peter-Wust-Gymnasiums Wittlich in Begleitung ihrer Lehrkräfte Frau Dr. Dohm, Frau Kollmann-Erz, Herrn Köcher, Frau Krafft, Herrn Ruffing und Herrn Windhausen die Gedenkorte in und um Verdun, die an die verheerende Schlacht des Ersten Weltkriegs erinnern.
Dort angekommen, teilten wir uns in zwei Gruppen, die von Herrn Köppl und von Herrn Baus vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge begleitet wurden. Ziel dieser Veranstaltung war es, uns einen genaueren Einblick in die geschichtlichen Ereignisse des Ersten Weltkriegs und in die Auseinandersetzung mit dem Krieg im 20. und 21. Jahrhundert zu gewähren. Dies wurde uns Schülerinnen und Schülern von den Guides auf sehr interessantem und informativem Wege vermittelt.
Unsere erste Station war das Museum Mémorial de Verdun, welches wir selbstständig erkundet haben. Besonders positiv aufgefallen ist die gegebene Interaktivität, durch die sich jeder auf seine eigene Weise der geschichtlichen Begebenheiten nähern konnte, wie zum Beispiel über den begehbaren Nachbau des Schlachtfelds. Außerdem wurde aufgrund der besonderen Architektur eine kriegsähnliche Atmosphäre kreiert. Dies geschah vor allem durch Dunkelheit, Hintergrundgeräusche und eine besondere Gestaltung des Bodens.
Unsere nächste Station war das Fort Douaumont, eine militärische Befestigungsanlage des Fortgürtels in der Region. Ins Auge fielen uns hier die deutsche, die französische und die europäische Flagge, die auf der Festung angebracht sind. Zuerst wurden uns die Vorteile der geographischen Lage und der Ablauf des Krieges außerhalb des Forts erklärt. Beim Betreten der Anlage wurden uns detaillierte Einblicke in das Leben der damaligen Soldaten gewährt, wie zum Beispiel die Schlafsituation, der Lärmpegel und die mangelnde Hygiene. Die Chance, die Geschichte dort live zu erleben, ist sowohl einzigartig als auch erschreckend zugleich.
Als dritter Programmpunkt sind wir zum Ehrenfriedhof und Beinhaus von Douaumont gefahren, welche etwa einen Kilometer vom Fort Douaumont entfernt liegen. Das Beinhaus liegt auf einer Anhöhe, von der man das ehemalige Schlachtfeld sehen kann. Heute befindet sich dort ein Ehrenfriedhof für die gefallenen französischen Soldaten mit 16.000 Gräbern, welche sehr gepflegt und mit jeweils einem Rosenstrauch geschmückt sind. Im Beinhaus selbst befinden sich die Überreste von 130.000 nicht identifizierten deutschen und französischen Soldaten, die in der Schlacht von Verdun gefallen sind. Durch die Anzahl an Gräber wurde uns das Ausmaß der Schlacht vor Augen geführt. Der Friedhof wurde nicht nur durch christliche Kreuze gestaltet, sondern inzwischen auch mit Grabstellen für muslimische Gefallene der damaligen französischen Kolonien und mit einem Denkmal für die gefallenen jüdischen Soldaten. Unsere Guides berichteten uns hier von einem symbolträchtigen Zeichen der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich, als nämlich der französische Staatspräsident Mitterrand dem deutschen Kanzler Kohl 1984 bei einer Gedenkveranstaltung die Hand reichte und beide Politiker diesen Handschlag über eine lange Zeit hielten, um so ihre Verbundenheit auszudrücken.
Schon auf dem Weg dorthin waren wir beeindruckt von dem Erscheinungsbild der Gedenkstätte. Schockierend war der Anblick der Massen von Gebeinen, welche man durch die Fenster des Beinhauses erkennen konnte. Die besondere Architektur des Gebäudes lässt Freiraum für Interpretationen. Manche von uns haben es als Kreuz, als Schwert oder als Fackel erkannt.
Unsere vorletzte Station war das ehemalige Dorf Fleury-devant-Douaumont, in dem wir uns ein Kriegsdenkmal, welches den gefallenen Soldaten des Dorfs gewidmet war, sowie die Kapelle Notre Dame de l’Europe angeschaut haben. Während der kurzen Vorträge der Referenten ist schnell aufgefallen, dass von dem Dorf nichts mehr zu sehen war, außer einer unecht wirkenden hügeligen Landschaft, welche vor über hundert Jahren während der Schlacht von Verdun durch Granateinschläge entstanden und heute noch gut erkennbar ist. Dieser Bereich wurde seit dem Ende des Ersten Weltkriegs nicht verändert, sondern lediglich gepflegt, sodass noch heute an das ehemalige Dorf und den zerstörerischen Krieg erinnert wird. Um die Ausmaße des Ortes sichtbarer zu machen, stehen im Tal verteilt Steinsäulen mit beschrifteten Tafeln, die den Standort der zerstörten Gebäude markieren und auch heute gibt es noch einen Bürgermeister, der diese Aufgabe als Ehrenamt ausführt. Als paradox empfanden wir, wie schön, friedlich und beinahe märchenhaft die Hügellandschaft heute wirkt.
Zum Abschluss des Tages besuchten wir den deutschen Soldatenfriedhof Hautecourt und mussten feststellen, dass sich dieser in seiner Gestaltung von dem französischen Soldatenfriedhof unterscheidet. Hier sahen wir einen eher schlichteren Ort der Ruhe und des Gedenkens. Umrandet von Hecken und vereinzelten Bäumen ruhen dort 8.000 Soldaten, davon 3.000 in Einzelgräbern und 5.000 verteilt auf drei Sammelgräber. Auf den schmalen schwarzen Kreuzen stand der Vor- und Nachname der gefallenen Soldaten, die militärische Bezeichnung sowie das Sterbedatum, und auch schwarze Tafeln zum Gedenken an die gefallen jüdischen Soldaten konnten wir erblicken.
Nach einem kurzen Rundgang über den Friedhof und einigen abschließenden Worten unserer Referenten traten wir die Rückreise zum PWG an.
Wir danken Herrn Köppl und Herrn Baus herzlich für diesen tiefen Einblick in die Geschichte des Ersten Weltkriegs und die europäische Geschichte der Aussöhnung.
Denn an diesen historischen Orten wurde uns noch einmal bewusster, dass die Verantwortung des Nicht-Vergessens, des Erinnerns und Gedenkens in unseren Händen liegt und dass dieses Bewusstsein von Generation zu Generation weitergegeben werden muss, damit wir alle aus der Geschichte lernen können und keinen Raum für die Wiederholung solcher Ereignisse lassen.
Im Namen der MSS 13 verfasst vom Geschichte-Grundkurs von Frau Dr. Dohm:
Leonie Bermes, Lena Eiserloh, Nora Etteldorf, Alina Görgen, Tarik Kula, Malik Mann, Aileen Pellenz, Louis Simonis, Hendrik Sips, Leonie Steffgen, Klara Wagner, Felix Weber, Zehra Yavuz
Photos von Merle Theisencv